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Sinnreise

 

Die Verhandlungen mit seinem Arbeitgeber über ein Sabbatical fielen positiv aus. Michael machte sich an die Planung seiner "Pilgerreise". Sein Ziel war, sich nach weiteren drei Wochen auf den Weg zu machen.

Bei seinen Reisevorbereitungen fand Michael im Schreibwarengeschäft einen schönen Kalender mit Aphorismen. Diesen wollte er bei sich führen und eine Art Reisetagebuch führen.

 

Darin war ein Sinnspruch, angeblichen von Buddha, der ihn inspirierte.

Dieser lautete, frei übersetzt : "Es gibt keinen Weg zum Glück - das Glück ist der Weg".

 

Michael dachte sich "Man kann nicht dadurch glücklich werden, indem man versucht glücklich zu sein. Doch man kann in seiner Mitte und in Harmonie leben."

Er entschied sich für eine "weltliche" Asienreise. Nach Thailand wollte er, mit späterer Option nach Nepal und zurück. Auf der Rückreise nochmals in den Norden Thailands, zu einem Meditations-Seminar bei einem berühmten "Meister".

 

Im Flugzeug saß Michael neben einer alten, deutschsprachigen, thailändischen Dame. Sie erinnerte ihn an "seinen Chinesen".  "Hallo, junger Mann, wohin reisen Sie?" Michael antwortete: "Nach Bangkok, Nepal und später in den Norden Thailands. Ich habe ein Retreat in Chiang Mai gebucht. Eine Art Meditations-Seminar". " Aaah, Sie interessieren sich für Meditation, junger Mann."

"Ich möchte zu mehr innerer Klarheit kommen und zu meiner Mitte zurückfinden."

"Das ist gut, junger Mann. Sie werden auf Ihrem Weg sicher finden, was Sie suchen".

"Hier habe ich ein schönes Zitat für Sie, junger Mann." Michael war verblüfft über so viele "Zufälle".

 

Der Ausblick aus dem Flugzeugfenster kurz vor der Landung offenbarte Tolles. Die goldenen Tempel und Pagoden glitzerten wunderbar in der strahlenden Sonne. Das war Lebensfreude pur. Die Thailänder schienen viel freundlicher zu sein, als die Menschen in Deutschland. Der Tourismus war allerdings überdimensioniert, nicht nur hier in der Khao San Road. Menschen über Menschen. Außerdem machten ihm die tropischen Temperaturen von gut 35°C zu schaffen.

 

"Was treibt die Menschen hierher? Ist es das Entdecken und Erleben einer fremden Kultur, mit dem Ziel, sich im Fremden selbst näherzukommen?"

 

Als Michael durch einen exotisch, duftenden und blühenden Stadtpark schlenderte, kam ihm der Alte wieder in den Sinn. Er spürte eine Präsenz, ein im "Hier & Jetzt" - Leben, wie er es lange nicht mehr verspürt hatte.

Diese Woche in Bangkok und Umgebung genügte ihm. Er buchte in einem kleinen Reisebüro seinen Weiterflug nach Nepal.

Rostbilder_Tempel in Nepal

Am frühen Nachmittag, in Nepal angekommen, schüttelte es Ihn vor Kälte.

Tagsbüber durch die Gassen zu schlendern, war angenehm. Nachts waren dort gut -10°C. Michael kaufte sich lange Unterhosen.

Wunderschön anzusehen war der Tempel mit Buddhas Augen rundherum. Der Swayamhunath-Tempel. Michael lief rund um den Tempel, an dem überall kleine, klingende Gebetsmühlen befestigt waren. Er berührte sie und drehte jede einzelne im Vorbeilaufen. Dabei ging er einmal im Kreis um den Tempel.

Seine Gedanken drehten sich - er dachte an seine verstorbene Mutter.

 

Vor einem kleinen Laden traf Michael eine deutsche Wandergruppe. Deren Vorhaben,

die umliegenden Berge zu erkunden, gefiel ihm. Er schloß sich der Gruppe für eine Woche an.

 

Michael wanderte und wanderte durch die nepalesischen Berge. Er erhielt Erkenntnisse auf seinen Wanderungen. Eine davon war "warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah." Ein Sinnspruch an Goethe angelehnt. 

Michael spürte, dass die Reise nach Innen und dem was in den letzten Jahren verlorenging, die eigentliche Reise war. "Sinnerfüllung." Dabei dachte er an seine Arbeit und wie wenig sie ihn erfüllte. Nach gut einer Woche Wanderung wurde ihm die Kälte zuviel.

Rostbild_Denke mit dem Herzen

 

Einen weiteren tollen Sinnspruch entdeckte Michael in seinem Kalender, den er mittlerweile zum Skizzenbuch umfunktoniert hatte. "Und das ist es! " dachte er. Das Fühlen! "Ich fühle mich hier doch gar nicht wohl! Das heißt schon: Ich habe mich eingelassen. Durch die fremde Umgebung bin ich in einen intensiven, inneren Monolog mit mir gekommen. Bin mehr im Hier und Jetzt. Bin achtsamer geworden. Habe mit mehr Muse und Bedacht gehandelt.

Auf mein westliches Leben umgemünzt:

Durch Bewusstwerdung zur Sinnerfüllung. Was ich tue, hat Konsequenzen. Was mich erfüllt - tue ich gut und tut meinem Umfeld und der Gesellschaft gut." Michael machte sich mittlerweile eigene kreative Illustrationen und Sinnsprüche. Diese wiederholte er im Stillen, wenn ihm niemand zuhörte.

 

Rostbilder_Sinnreise_Nepal_Mamu

Überall fand er Verkaufs-Stände mit Andenken, wie handgemalten tibetischen Mönchen. Michael kaufte sich am letzten Tag vor seinem Abflug einen chinesischen Kalligrafiepinsel, der ihm gefiel. Er frühstückte ein letztes Mal in seinem geliebten "Once upon a time" Restaurant. Einmal vor langer Zeit !

 

Das Flugzeug startete nach Chiang Mai, im Norden Thailands. Das Dörfchen in dem Michaels Yoga-Seminar stattfand, lag 20 km außerhalb. Es war spannend. Michael kam wieder in seine Gewohnheit, Menschen zu beobachten, ohne seine Eindrücke gleich in die "Bewertungs-Schublade" stecken zu müssen. Er hatte eine gesunde Distanz zu seinen Gedankenmustern entwickelt. Lag es an der fremden, exotischen Umgebung?

Rostbilder_Mamu_Sinnreise

Er lernte Entspannungstechniken. Yoga und Tai Chi. Die Frühmeditation fand am 6 Uhr statt. Im Retreat waren weder Alkohol noch Zigaretten erlaubt. Es wurde dort rein vegetarisch gekocht. Michael erkundete die Umgebung. Er entdeckte herrlich bewachsene Urwälder und weite Landschaften mit Terrassen-Reisfeldern. Nach zwei Wochen befragte Michael den Meister bezüglich seiner Wirbelsäulenverkrümmung. Ob diese ihn beim Üben behindere. Der Meister winkte ab. "You´re too healthy!"

Michael lernte sich auf den Augenblick zu konzentrieren und den Geist im Körper zu halten, anstatt an Ereignisse in der Zukunft oder der Vergangenheit zu denken.  Sein Kalender und seine wieder entdeckte "Lust" am Zeichen erfreute ihn von Tag zu Tag mehr. "Längst Verschollenes taucht wieder auf," dachte Michael.

Nach weiteren zwei Wochen erfolgte ein Abschlusstag. Dabei ging es darum, einen ganzen Tag zu meditieren.

Das Ergebnis war nicht so umwerfend wie erhofft. Oft schweifte er noch ab. "Vielleicht ist es einfacher, im Jetzt zu leben, wenn man jeden nicht 100 %-ig gelebten Augenblick als verloren ansieht" - ging ihm durch den Kopf.

 

Rostbild_Reife.. MaMu

Bei einem der Essen sah Michael, dass sein "Meister", der eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Alten hatte, eine Rolex mit Diamanten am Arm trug.

"East meets West" schwante es Michael. Ein Guru mit Statussymbol am Arm. Das brachte ihn schnell zu seiner Praxis: "Nicht werten!"

Irgendwie freute er sich auf den Rückflug nach Deutschland. Sicher würde er regelmäßig Zuhause praktizieren.

Michael fühlte sich trotz seiner nicht eingetroffenen "Erleuchtung" viel achtsamer, lebendiger und auf "seinem heilsamen Weg." Er war nicht enttäuscht. Es war wie ein Annehmen und Zulassen.


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